Relativ schnell verstand ich das Konzept eines E-Mail-Newsletters. Bei meinen ersten Internet-Projekten gehört es bereits im Jahr 1995 zu meinem Repertoire. Mit der Zeit wurde es uncool im Vergleich zu all den bunten Web 2.0 Möglichkeiten.
Außerdem konnte ich nicht überall sein. Deshalb beschloss ich Ende 2011 meinen letzten regelmäßigen E-Mail-Newsletter einschlafen zu lassen. Gelegentlich sagte mir zwar jemand, dass er meine Texte so gerne las, dieses positive Feedback nahm ich jedoch nicht ernst genüg. Meinen Entschluss begründete ich damit, dass ich meine Aktivtäten per Facebook und Twitter viel schneller publik machen könne. Da mir die Zeit fehle überall aktiv zu sein, musste eben der E-Mail-Newsletter dran glauben.
Mann, was ein gigantischer Fehler. Das erkannte ich erst als ich das Konzept der Autoresponder verstanden habe.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einem E-Mail-Newsletter-Service-Anbieter, der drei einfache Sachen anbieten muss:
- Autoresponder-Serie, frei änderbar, auch nachträglich
- HTTPS um die Daten des Anmeldeformulars zu übertrage
- Deutsche Sprache, ich übersetze die Texte auch selber
- Statistiken über Open-Rate, Click-Rate, …
In deutschsprachiger E-Mail-Software sind Autoresponder die automatischen Out-Of-Office-Antworten, wie „Hey wir machen Urlaub und sind nicht im Büro, blah blah blah …“.
Etwas Recherche und mir war klar, was im englischen Sprachgebrauch unter einem Autoresponder verstanden wird.
Autoresponder sind eine Serie von E-Mails, die an jeden Abonnenten eines Newsletters verschickt wird. Die Frequenz kann variieren: täglich, wöchentlich, monatlich. Der erste gigantische Vorteil ist, dass man die Abonnenten bei der Stange halten kann. Einen Tag nach der Anmeldung kommt eine längere Dankesnachricht, nach einer Woche die erste E-Mail mit Tipps, die man versprochen hat.
Damit läuft niemand Gefahr die Marke zu vergessen. Der Absender bleibt immer in guter Erinnerung und wir nicht in den Spam-Ordner sortiert. Nach einem Monat erinnert sich doch kein Mensch mehr an die Webseite.
Der zweite gigantische Vorteil ist, dass man die Inhalte vorab schreiben kann. Diese E-Mail-Serie wird in einer Reihenfolge sortiert und pünktlich herausgeschickt.
Vier Anbieter teste ich zurzeit mit wechselnden Gefühlen:
- AWeber
- Mailchimp
- Wysija
- OfficeAutopilot
Soweit zur Theorie. Die Praxis sollte noch einfacher sein. Das versprachen alle erfolgreichen Blogger mit einem Affiliate-Link zu AWeber. Es sei ein No-brainer, man muss einen Account bei AWeber anlegen. Und zwar heute noch.
Gesagt, getan. AWeber bietet ein Testpaket für 1 US$ im ersten Monat. Ich began die ersten E-Mail-Kampagnen vorzubereiten. Das wollte ich nacheinander für drei Webseiten machen. Schließlich hatte ich einiges an E-Mail-Marketing aufzuholen.
Bitte in Deutsch, meinen Kunden zuliebe
Bereits bei der Opt-in E-Mail tauchte das erste Problem auf. Der Mittelteil der E-Mail war in Englisch.
Und ich fand keine Möglichkeit diesen Teil auf Deutsch anzubieten. Den englischsprachigen Teil hätte ich meinen Abonnenten erklären können. Aber ich muss eine deutsche Übersetzung mit einem deutschsprachigen Link haben. Meine Kunden schrecke ich mit englischen Texten ab. Das geht so nicht.
Also schrieb ich eine Nachricht an den Support von AWeber, die innerhalb weniger Stunden antworteten. Ja, tut uns Leid aber der mittlere Text muss Englisch sein. KO-Kriterium Nummer 1 für die erste Webseite.
Für die verbleibenden zwei Seiten hätte ich es riskiert, auch wenn es auf Kosten der Subscriber-Rate gegangen wäre.
Es war an der Zeit den Konkurrenten Mailchimp zu testen. Pat Flynn warnt zwar davor, weil die Autoresponder-Serie sich nicht nachträglich ändern lässt, ohne das ganze System durcheinander zu bringen. Aber seis drum. Wenigstens konnte ich den Opt-in-Text auf Deutsch nutzen.
Außerdem zog ich in Erwägung, dass es AWeber nicht zulässt E-Mail-Adressen aus bestehenden Verteilern zu importieren. Es wäre also eine Einbahnstraße gewesen:
- Abonnenten von Mailchimp nach AWeber importieren: AWeber verlangt ein erneutes Double-Opt-In. Bei diesem Weg gehe ich davon aus, mindestens 20 % der Abonnenten zu verlieren.
- Abonnenten von AWeber nach Mailchimp importieren: Ohne Verlust möglich.
Mit Mailchimp wurde ich ebenfalls nicht glücklich. Alle Texte sind bereits auf Deutsch übersetzt. Das nenne ich Service. Ich dachte, einfach etwas am Wording feilen und wir sind bereit für den Start der E-Mail-Serie. Ich verbrachte drei ganze Tage damit einen Newsletter auf die Spur zu bringen. Erfolgserlebnisse feierte ich bislang nicht.
Danach experimentierte ich weiter mit AWeber und brachte ein ansprechendes Anmeldeformular zustande. Jedoch nicht ohne über eine weitere Hürde zu stolpern. Das Admintool von AWeber erzeugt das Anmeldeformular als Javascript-Link oder HTML-Code. Ich implementierte den HTML-Code und fand heraus, dass die Formulardaten unverschlüsselt an die AWeber-Server geschickt werden.
KO-Kriterium Nummer 2 für die erste Webseite.
Versteht mich richtig, AWeber betont immer wieder, wie wertvoll die Privatsphäre der Nutzer sei. Deshalb verschicken Sie nur E-Mails an Adressen, die eigenhändig von Ihren Servern geprüft werden.
Sie legen alle US-amerikanischen Datenschutz-Gesetze extremst pingelig aus und sind selbst nach dem strengem EU-Recht zertifiziert. Klingt ziemlich gut, oder? Und dann verschicken Sie Kundendaten über HTTP-plain?! Was verstehe ich hier nicht?
Also sendete ich meine zweite Anfrage an den Support von AWeber, die wieder prompt innerhalb weniger Stunden beantwortet wurde. Ein Technik-Guru erklärte mir, dass ich mich um die SSL-Verschlüsselung meiner Webseiten selbst kümmern müsse (naja vielleicht ist mein Englisch doch nicht so gut, um meine Probleme zu schildern) und das es nicht möglich sei HTTPS für das Formular zu nutzen.
Ja, ich habe deutsche Anbieter recherchiert. Die meisten sind Full-blown Agenturen, die viel zu viel für meine Zwecke anbieten. Ein kleinerer Anbieter sieht aus wie ein deutscher Reseller von Mailchimp. Nur Autorsponder haben sie nicht im Angebot.
Also machte ich weiter mit dem WordPress Plugin Wysija, dessen Widget sogar AWeber und Mailchimp unterstützt. Glücklich wurde ich damit ebenfalls nicht.